Das war ein Fest! -100 Jahre Posaunenchor Tharandt

Zunächst schien es, als ob der Vormittag am Sonntag des 26. Mai ein gewöhnlicher Sonntag in Tharandt sei. Die Sonne schien mit frühsommerlichen Temperaturen, das Blättergrün von den Hängen sorgte für Behaglichkeit und der Ort wirkte noch etwas verschlafen. Doch je näher die Zeiger der großen Uhr der Bergkirche gegen 11 Uhr rückten, umso geschäftiger wurde es. Musikerinnen und Musiker verteilten sich in der Stadt und immer mehr Neugierige blieben stehen um dem freudigen Treiben zuzusehen.

Punkt 11 Uhr lüftete sich dann das Geheimnis der sonntäglichen Aufregung. Denn sechzig Bläserinnen und Bläser und ein Musiker an den Kirchenglocken gaben den Bewohnerinnen und Bewohnern sowie den Gästen der Stadt ein besonderes Konzert. Von der Burgruine, vom Rathausberg und von der Bergkirche aus, zogen die musikalischen Klänge über die Hänge und durch die Tharandter Flusstäler.

Mit Blick in die Gesichter der Zuhörerinnen und Zuhörer wie auch in die der Musikerinnen und Musiker war spürbar, dass  mit dem „Dreiseitenblasen“ der Auftakt in den Jubiläumstag anlässlich des 100-jährigen Bestehens des Tharandter Posaunenchores gelungen ist.

Unter freiem Himmel ist es den beteiligten Posaunenchören gelungen, ein Fest zu feiern. Zur Freude der zuhörenden Menschen – und zur Ehre Gottes. Und solch ein Fest haben sie an diesem Tag ein zweites Mal verstanden zu feiern. Diesmal in der Bergkirche Tharandt im Festgottesdienst.

Die Hauptpersonen dieses Gottesdienstes waren wiederum sechzig Bläserinnen und Bläser. Sie sind zu Hause in Posaunenchören des Kirchgemeindebundes Wilsdruff-Freital, des Osterzgebirges, der St. Andreas Gemeinde Springe (bei Hannover) – und selbstverständlich im Posaunenchor Tharandt- Fördergersdorf. Mit ihnen gemeinsam gestalteten den Gottesdienst Landesposaunenwartin Maria Döhler, Landesposaunenpfarrer Christian Kollmar, Pfarrerin Agnes Zuchold und Ulrike Lange an der Orgel.

In verschiedenen Facetten stand in diesem Gottesdienst – ohne Frage- die Musik und das unermüdliche Engagement der ehrenamtlichen Bläserinnen und Bläser im Mittelpunkt:

So stellte Landesposaunenpfarrer Christian Kollmar in der Predigt eine Verbindung zwischen dem Tun der Posaunenchöre und den wohl vertrauten Segensworten „Der Herr segne Dich und behüte. Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über und sei Dir gnädig. Der Herr erhebe sein Angesicht auf Dich und gebe Dir Frieden.“ her. Zum einen können wir auf Gottes Segen, also auf seinen Zuspruch vertrauen. Zum anderen können wir auch Segen weitergeben. Segen weitergeben kann bedeuten, etwas zu sagen oder vielmehr etwas tun, was dem anderen zum Guten dient. Und genau das Tun Bläserinnen und Bläser. Sie empfangen Gottes Segen und geben ihn durch ihre Musik weiter.

Anschließend blickten verschiedene Menschen auf 100 Jahre Posaunenchor Tharandt und machten für die Gemeinde – jeweils aus ihr Perspektive – erlebbar, wie tief Glaube, Verkündigung, Gemeinschaft und persönliches Engagement seit Jahrzehnten miteinander verbunden sind.

Den Anfang machte Hans-Jörg Otto, langjähriger Leiter des Tharandter Posaunenchores. Er blickte auf die Anfänge des Posaunenchores zurück. Schließlich fasste er zusammen, was die Musikerinnen und Musiker des Posaunenchores antreibt: „Sie geben dem, woran sie glauben, etwas Besonderes. Ihre Musik ist Verkündigung. Sie vermittelt Zuversicht, Dankbarkeit, Trost und Freude.“

Danach ergriff Pfarrerin Agnes Zuchold das Wort und dankte den acht Bläserinnen und Bläsern, die heute im Posaunenchor Tharandt spielen, herzlich – für den Einsatz jeder und jedes Einzelnen, für die unzählige Übungsstunden und für die kraftvolle und fröhliche Verkündigung der frohen Botschaft in Gottesdiensten an verschiedenen Orten. Kurz und knapp fasste sie in Anlehnung an die Worte Augustinus „Wer singt, betet doppelt.“ treffend zusammen: „Wer sich beim Singen in unserem Posaunenchor mitreißen lässt, der betet dreifach.“

Auch Bürgermeister Silvio Ziesemer war zu Gast und führte aus: „Wie gute Worte wirkt auch Musik. Musik geht zu Herzen, Musik führt die Menschen zusammen. Und Musik verbindet.“ Damit dankte er besonders für die Musik des Posaunenchors zum ersten Advent auf dem Markt sowie für das Engagement in der Stadt Tharandt.

Als Bezirksbeauftragter für die Posaunenchöre im Osterzgebirge wünschte Dr. Christoph Clauß, sowohl mit einem Augenzwinkern als auch aus tiefstem Herzen, den Tharandter Bläserinnen und Bläsern, dass Ihnen „dann und wann etwas richtig Schönes gelingen möge: Dass irgendwann und immer wieder Eure Töne der Liebe Gottes ein Herz finden.“

Stellvertretend für die St. Andreas Gemeinde Springe dankte Maurice Laurenz, dass der Posaunenchor Springe durch die Gastfreundschaft in Tharandt erleben durfte, was es heißt, eines Geistes zu sein.

Abschließend grüßte Posaunenchorpfarrer Christian Kollmar im Namen der ganzen „sächsischen Bläserfamilie“ mit knapp 6.000 Bläserinnen und Bläsern in 438 Posaunenchören. Er zeichnete im Rahmen des Gottesdienstes die Tharandter Bläserinnen und Bläser jeweils persönlich aus und gratulierte zu ihren jeweils persönlichen Bläserjubiläen. Dabei stand Hans-Jörg Otto ganz besonders im Mittelpunkt. Landesposaunenchorpfarrer Christian Kollmar dankte ihm ganz persönlich für fast 70 Jahre Bläser-Sein im Tharandter Posaunenchor und für seine fast 25-jährige Leitung des Posaunenchors. Er drückte ihm seinen tiefen Respekt aus und sprach ihm mit einem Bibelwort den Segen Gottes zu.

Anschließend gratulierte er dem Posaunenchor zum 100-jährigen Bestehen mit den Worten „Wir danken allen Bläserinnen und Bläsern und allen Leitungen vor Euch und allen, die Euren Dienst unterstützen in der Gemeinde, in der Nachbarschaft, in den Familien.“ Und es sei auch der Kirchgemeinde gedankt, denn „es ist IHR Posaunenchor.“

Neben dem 100. Geburtstag des Posaunenchores wurde die Verabschiedung des Leiters Hans- Jörg Otto und die Einführung des neuen Leiters, Frank Otto, feierlich begangen.
Pfarrerin Agnes Zuchold würdigte Hans- Jörg Otto als Leiter des Posaunenchors, der fordert, aber nicht überfordert; der nicht nur versteht, die Notenschrift zu lesen, sondern auch die Menschen. Sie schätze ihn für seine klaren Ansagen, seine Verlässlichkeit und für seine unverwüstliche Begeisterung. Er wurde durch Pfarrerin Agnes Zuchold aus seinem Dienst als Leiter entpflichtet und ihm der Segen Gottes zugesprochen.
Der Posaunenchor wird ab jetzt von Frank Otto geleitet. Er wurde im Rahmen des Gottesdienstes in seine neue Aufgabe eingeführt und ihm wurde der Segen Gottes zugesprochen.

Mit Schwung und Freude im Herzen gingen die Bläserinnen und Bläser sowie die Gäste aus dem Gottesdienst.